Pressemitteilung
Vortrag mit Roswitha Bendl
Roswitha Bendl, Kreis- und Stadträtin in Erding, Mitglied im Bundesarbeitskreis Familie, Soziales und Gesundheit und Vorsitzende der Familienpolitischen Runde des Kolpingfamilienforums München-Freising sprach am 28. August 2013 in der Bergwirtschaft in Amberg zum Thema: Familie – Auslaufmodell oder Zukunftsprojekt?
Bendl zeigte eingangs an vielen Beispielen, dass die Gegenwart und Zukunft für ein Leben mit Kindern in vielerlei Hinsicht prekär ist.
Der starke Einfluss der Wirtschaft auf die Lebensweise der Menschen führe zur Abwertung der Familienarbeit und Vergötterung der Erwerbsarbeit. So werde viel zu sehr versucht Familien „wirtschaftsgerecht“ statt Arbeitsplätze familiengerecht zu formen. Aussagen wichtiger Wirtschaftsfunktionäre, die eine Verkürzung der Elternzeit einfordern oder behaupten, dass es schädlich ist, wenn Eltern zuviel Zeit mit Kindern verbrächten, bestätigten dies leider häufig.
Dazu komme das Missverständnis, dass „Wahlfreiheit“ nur einseitig die Notwendigkeit zum Ausbau außerfamiliärer Betreuung bedeute. Bendl bedauerte die unsägliche Diskriminierungskampagne gegen häusliche Erziehungsarbeit der jüngsten Vergangenheit. Sie führe dazu, dass der Entschluss für ein Leben mit Kindern oder gar die Entscheidung von Müttern und Vätern, selbst zuhause betreuen zu wollen, inzwischen viel Mut erfordere.
Umfragen zeigten beständig, dass sich Jugendliche in der großen Mehrzahl Kinder wünschen, die Erfüllung des Wunsches aber heute häufig an vielerlei Gründen scheitere: zuwenig Geld, fehlende Partner, eingeengte Freiheit, Gefahr für die Karriere, Angst vor Verantwortung etc.
Heute leben nur noch in ca. 25% der Haushalte Kinder!
Die Zahl der Geburten hat sich in den letzten 40 Jahren in Deutschland halbiert. Die Zahl von Kindern, die auf Sozialhilfe/Hartz IV angewiesen sind, versechzehnfacht!
Scharf rechnete Bendl mit der Familienpolitik der letzten Jahrzehnte ab. Angefangen habe alles mit der Rentenreform Adenauers und der darauf folgenden Aushöhlung des Generationenvertrages. Seit dieser Zeit ist Kindererziehung hauptsächlich ein Beitrag zur Alterssicherung anderer und nicht der eigenen. Die Zukunft eines Unternehmens, in das erheblich investiert werden muss, das aber den Gewinn abführen muss, ist natürlich gefährdet und Adenauer lag mit seinem Ausspruch „Kinder kriegen die Leute immer“ leider daneben. Dazu kam in der Folge bis heute eine jahrzehntelange strukturelle Rücksichtslosigkeit gegenüber Familien.
Als neueres Phänomen stufte Bendl die jetzt übliche „ideologische Gehirnwäsche“ ein, die den Menschen einredet, dass der Staat der beste Erzieher und die Vergesellschaftung der Kindererziehung die beste Lösung sei. Wichtige und neue Ergebnisse der Bindungsforschung, die die fundamentale Bedeutung einer intensiven Kind-Mutter-Beziehung in den ersten drei Lebensjahren immer wieder hervorheben, würden schlicht missachtet.
Dass man in Deutschland nach der Verteufelung jeglicher Berufstätigkeit der Mütter in der Vergangenheit offensichtlich immer noch nicht gelernt habe, dass der Staat den Menschen keine Lebensmodelle als „politisch korrekt“ aufdrängen dürfe, gefährde die Zukunft unserer Gesellschaft.
„Wir benötigen dringend ein Ende des Wachstumswahns und eine Orientierung der Wirtschaft am Gemeinwohl“ so Bendl. Denn nicht nur Eltern würde es gut tun, mehr Zeit und Ruhe zu haben und ohne Dauerstress leben und arbeiten zu können. Dann werde es auch wieder leichter vermittelbar, dass Kinder trotz aller Einschränkungen große Freude und Vitalität ins Leben bringen.
Von der Leyen 2006: „Eltern sind arm, weil sie zu wenig erwerbstätig sind oder zu viele Kinder haben.“
69% der Eltern würden ihr Kind selbst betreuen, wenn sie das Geld bekämen, das Bund, Länder und Kommunen für Krippenplätze ausgeben.